Artenzuordnungen

Die korrekte Artenkennzeichnung ist ein schwieriges Gebiet, was auch noch ständigen Änderungen unterliegt.

Da die Trivialnamen keinerlei Regulierung unterliegen haben die wissenschaftlichen Namen in unserem Hobby eine recht hohe Bedeutung. Daher ist es für Händler auch Pflicht, die wissenschaftlichen Namen auszuweisen. Das stellt auch erfahrene Händler oft vor unerwartete Probleme. Zum einen ist die Artenvielfalt in der Aquaristik sehr hoch, so dass die meisten Händler immer wieder sich über Tiere und ihre Ansprüche informieren müssen. Erschwerend hinzu kommen immer wieder Neuzuordnungen, Gattungsrevisionen und ähnliches. Daher sind auch im Handel die wissenschaftlichen Namen nicht immer korrekt. Händler verlassen sich dann oft auf die Bezeichnungen aus dem Großhandel, was aber auch nicht immer stimmt.

Fische

Bei den Fischen gehören die Guppy-Zuchtformen zu den wahrscheinlich am häufigsten falsch gekennzeichneten Tieren. Die meisten der heutigen Guppy-Zuchtformen sind wohl Kreuzungen aus den verschiedenen Guppy-Wildformen, wie Poecilia reticulata, P.wingei und P.obscura. Dementsprechend können diese Formen nicht mehr einer der Arten zugeordnet werden, sondern müssten als Poecilia sp. bezeichnet werden.

Garnelen

Bei den Garnelen gilt das Gleiche. Bei den Bienen- und Tigervarianten wird das auch im Hobby so gehandhabt. Diese Zuchtformen werden meist als Caridina sp. gekennzeichnet. Welche Arten bei welcher Zuchtform eingekreuzt wurden ist meist nicht bekannt. Ganz anders ist es bei den Neocaridina.

Bei den Neocaridina unterscheidet man im Hobby in der Regel nur zwischen den Wild- und Zuchtformen der Neocaridina palmata und Neocaridina davidi. Die Pearl-Zuchtformen werden als Neocaridina palmata geführt und alle anderen Zuchtformen als N.davidi. Ob diese Zuordnung richtig ist, wird kaum hinterfragt. Für mich deuteten die vielen Zuchtformen immer in Richtung Kreuzungen.

Nachdem ich einige Bilder von Bloody Mary Garnelen im Netz gesehen habe, fiel mir das sehr kurze Rostrum auf, das mit der Beschreibung der Neocaridina davidi nicht übereinstimmt. Meine Kenntnisse der Taxonomie sind allerdings eher rudimentär und daher war mir noch nicht klar, ob das bereits genug ist, um die Artzugehörigkeit in Frage zu stellen.

Black Demon Garnele mit üblicher Rostrumlänge wie bei N.davidi

Meine Recherchen im Netz zeigten nur, dass die Zuchtformen fast überall als Neocaridina davidi bezeichnet werden. Erst ein Hinweis auf das Buch „Garnelen im Aquarium“ von Jose Maria Requena, Werner Klotz und Neli Martin brachte mir neue Erkenntnisse. Das Buch bekommt von mir eine klare Kaufempfehlung. Es ist bereits 2020 im Dähne-Verlag erschienen und es ist mir daher nicht ganz klar, warum die Erkenntnisse aus diesem Buch im Hobby immer noch nicht angekommen sind. Mit Werner Klotz ist immerhin ein anerkannter deutschsprachiger Experte Co-Autor, so dass über die Expertise kaum zu streiten sein dürfte.

Für mich ist die dortige Artenzuordnung jedenfalls schlüssig nachvollziehbar. Demnach sind nur Red Fire/Cherry und Red Sakura klar Neocaridina davidi zuzuordnen. Durch Vermischungen mit Bloody Mary und auch anderen Zuchtformen, dürfte es aber auch bei den normalen roten Varianten mittlerweile zu morphologisch abweichenden Stämmen gekommen sein.

Blue und White Pearl sind den Autoren zu Folge eindeutig Neocaridina palmata. Alle anderen Zuchtformen sind nicht eindeutig einer Art zuzuordnen und somit als Neocaridina sp. zu benennen. Die Autoren geben als hauptsächliches Unterscheidungsmerkmal das kürzere Rostrum und den fehlenden Pterygostomialdorn an. Dieser Dorn befindet sich, wenn vorhanden, am vorderen unteren Ende des Kopfpanzers, unterhalb der Antennenbasis.

Eine meiner Blue Carbon Rili mit sehr kurzem Rostrum